Schloss Wackerbarth: Erfolgskonzept Erlebnisweingut

© Oliver Killig
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Schloss Wackerbarth, malerisch in den Radebeuler Weinbergen gelegen, ist nicht nur ein architektonisches Juwel, sondern auch einer der weintouristischen Höhepunkte der Region. Mit seiner barocken Schloss- und Gartenanlage und dem terrassierten Wacker­barthberg, ergänzt durch eine moderne Manufaktur, gehört es zu den beliebtesten Ausflugszielen im Dresdner Elbland.

Das Erlebnisweingut zieht jedes Jahr tausende Besucher an, die hier die sächsische Weinkultur dank vielfältiger Angebote und Weinevents mit allen Sinnen erleben können. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer Andreas Stuhl über das bisher Erreichte, aber auch über zukünftige Pläne…

Nach gut 1,5 Jahren als Chef von Schloss Wackerbarth: Wie bewerten Sie diese ersten Monate hinsichtlich Ihrer Vorhaben?
Andreas Stuhl: Das Gute pflegen, das Bewährte erhalten und doch immer besser werden: Mit diesem Grundsatz bin ich angetreten. Und ich würde sagen, das ist uns bisher auch gelungen. Wir haben uns in allen Unternehmensbereichen weiterentwickelt: Unter anderem wurde unser naturnaher und nachhaltiger Weinbau mit dem renommierten Nachhaltigkeitssiegel „FairChoice“ zertifiziert. 2023 hatten wir einen Besucherrekord. Über 220.000 Gäste sind zu uns gekommen. Auch die Jahrgänge 2022 und 2023 waren sehr gute Weinjahre: Menge und Qualität haben gestimmt. Dass dies keine Selbstverständlichkeit ist, haben die letzten Wochen eindrucksvoll gezeigt.

Sie sprechen die massiven Frostschäden an, über die die sächsischen Winzer in diesem Jahr klagen?
Ja, genau. Nach einem sehr warmen und nieder­schlags­reichen Winter und einem fast schon sommerlichen Frühlings­beginn sind unsere Reben in diesem Jahr flächendeckend rund einen Monat früher als im Vorjahr und im langjährigen Mittel ausgetrieben, bereits Anfang April. Mitte des Monats folgte dann das schwerste Spätfrostereignis der letzten Jahrzehnte, welches auch in unseren Weinbergen zu erheblichen Schäden und deutlichen Ertragseinbußen geführt hat. Die Folge sind in den kommenden Jahren Umsatzverluste in Millionenhöhe. Um diesen wirtschaftlichen Herausforderungen entgegenzuwirken, sind neue Ideen und Ansätze gefragt: Der eigene Bestand an Weinen und Sekten und die verschiedenen Absatzwege spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Anpassung der Zielprodukte in unseren Weinbergen.

Sie haben viel Erfahrung in anderen Lebensmittelbranchen gesammelt. Inwieweit ist das ein Vorteil jetzt?
In der aktuellen Situation ist neben Weinwissen auch wirtschaftliche Kompetenz gefragt. Meine Kenntnisse aus über 30 Jahren Berufserfahrung in Unternehmen der Lebens­mittel­industrie sind da hilfreich. Ebenso wie Erfahrungen aus dem Lebensmitteleinzelhandel, denn dieser Vertriebskanal ist heute neben dem Erlebnisweingut für Schloss Wackerbarth von großer Bedeutung. Letztendlich gilt aber auch beim Wein: Alleine kann viel gelingen, gemeinsam aber noch viel mehr.

Schloss Wackerbarth ist ein bedeutender Leuchtturm der Sächsischen Weinregion. Was macht es Ihrer Meinung nach so besonders und welche Rolle spielt es für die Region?
Mit der Entscheidung, auf Schloss Wackerbarth das erste Erlebnisweingut Europas zu etablieren, war der Freistaat Sachsen seinerzeit Vorreiter in Deutschland. Dank dieses Erfolgs­konzepts sind wir heute eines der größten und besucherstärksten Weingüter Deutschlands, mit einem Umsatz von über 20 Millionen Euro. Als Staatsweingut haben wir aber auch eine denkmal- und kulturpflegerische Aufgabe, stellen im Auftrag des Freistaates Sachsen den Erhalt der jahrhundertealten Wein­kulturlandschaft im Elbtal sicher. Wir investieren in die Sanierung der landschaftsprägenden Weinbergterrassen mit ihren historischen, über 400 Jahre alten Trockenmauern, in weitere denkmalgeschützte Liegenschaften des Freistaates Sachsen sowie in die Pflege unserer Steillagen und Terrassenweinberge.

Andreas Stuhl, Geschäftsführer Schloss Wackerbarth / © Oliver Killig

Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Meilensteine in der Geschichte des Weinguts? Wie hat sich das Weingut im Laufe der Jahre entwickelt, und welche Strategien wurden verfolgt, um den Erfolg nachhaltig zu sichern?
Mehr als 22 Jahre Erlebnisweingut haben viele Meilensteine hervorgebracht, auf die wir stolz sein können. Ein besonderer Ritterschlag der jüngeren Vergangenheit war die Auszeichnung als eines der „einzigartigsten Weingüter der Welt“ durch die Genussexperten von VINUM. Eine große Ehre für uns, die aber auch der gesamten Weinregion zu noch mehr Aufmerk­samkeit verholfen hat. Das bisher Erreichte ist für uns Ansporn, nicht stehen zu bleiben, sondern uns kontinuierlich in allen Bereichen weiter zu entwickeln und zu verbessern.

Können Sie uns schon etwas zum aktuellen Jahrgang sagen? Gibt es Neuheiten oder besondere Highlights, auf die Weinlieb­haber gespannt sein dürfen?
Alle Weinfreunde können sich über einen wunderbaren 2023er Jahrgang von Schloss Wackerbarth freuen: Unserer „Cool Climate“ Weinstilistik folgend sind die Weine feinfruchtig und elegant, besitzen zugleich eine sehr gute Struktur. Ein echtes Highlight ist auch unser „Bussard Royal Réserve brut“. Dieser Spitzensekt, den wir Ende letzten Jahres neu vorgestellt haben, steht zu Recht an der Spitze unserer Sektpyramide: Erstmals haben wir hier eine jahrgangsübergreifende Cuvée nach dem hochwertigen Solera-Verfahren hergestellt, in die Sachsen­keule gefüllt und über mehrere Jahre in unserer Manufaktur versektet. Als erster Sekt aus Sachsen trägt der „Bussard Royal“ zudem das Prädikat „Sektmacher Réserve“, eine besondere Anerkennung des Verbands der traditionellen Sektmacher für klassische Flaschengärsekte mit Spitzenqualität.

Die Verbindung von Tradition und Innovation ist ein Erfolgsrezept von Schloss Wackerbarth. Wie stellen Sie sicher, dass diese Balance auch in Zukunft gewahrt bleibt?
Tradition und Innovation sind für uns zwei wichtige Säulen unseres Erfolges. Wir bewahren die jahrhundertelange Wein­bau­tradition im Elbtal, ohne uns der Innovation zu verschließen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Arbeit im Weinberg, wo wir neue digitale Technologien und altes Winzerwissen erfolgreich miteinander verbinden. Seit mehr als zehn Jahren befassen wir uns mit den Chancen und Potenzialen neuer Technologien, u.a. für eine gezielte und ressourcenschonende Bewirtschaftung unserer Rebflächen. Neben dem Einsatz von Drohnen zur Erfassung spezifischer Daten aus den Weinbergen oder bei der Bewirt­schaf­tung der Rebflächen greifen wir bereits seit mehreren Jahren auf weinbauspezifische Daten-Portale und Algorithmen sowie seit drei Jahren auch auf eigene Wetterstationen zurück. Bei der Aufrebung neuer Flächen kommen GPS-gesteuerte Pflanz­maschinen zum Ein­satz, die dank modernster Technik die Reb­stöcke zielgenau pflanzen.

Welche Pläne und Visionen haben Sie für die Zukunft von Schloss Wackerbarth, und wie möchten Sie das Weingut in den nächsten Jahren weiterentwickeln?
Wir haben in den letzten Jahren viel erreicht, aber es gibt auch noch viel zu tun: Unsere Kellertechnik ist 20 Jahre alt, sie muss dringend erneuert werden. Aus energetischen Gründen und weil wir die Kellerkapazität erweitern müssen. Außerdem wollen wir mittelfristig unser Erlebniskonzept aktualisieren und auch hier neue, innovative Wege gehen. Schloss Wackerbarth ist nicht nur eine der schönsten Eventlocations Deutschlands, mit dem Sekt­frühling, Weinsommer und „Wein & Licht“ sind wir das ganze Jahr über auch das perfekte Ausflugs­ziel für alle Weinfreunde. An diesem Erfolgskonzept werden wir festhalten und es gezielt weiter ausbauen.

Sächsisches Staatsweingut GmbH
Schloss Wackerbarth

Wackerbarthstraße 1
01445 Radebeul
Telefon 0351 895 50
www.schloss-wackerbarth.de

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